Wichtel Elias träumt vom Meer

Wichtelname: Elias

 

Herkunftsort: Skanderborg / Dänemark

 

Wohnort: Duhnen

 

Einzug am: 20.08.2017

 

Familie: Zwillinge Adrian und Benny, Mama Beate, Papa Rolf


Der kleine Wichtel Elias kommt aus Skanderborg. Das ist eine kleine Stadt in Dänemark.

Eines Tages wurde es ihm dort zu langweilig. Überall gab es nur Wälder und Seen. Aber Elias träumte immer schon davon, am Meer zu leben. Er wollte große Schiffe sehen und in Wellen springen und mit den Füßen durch den Sand laufen.

 

Also machte er sich auf einen sehr weiten Weg. Nach vielen Tagen erreichte er eine Hafenstadt. Dort ging Elias auf ein Schiff, das nach Cuxhaven fuhr. Nur wenige Kilometer von Cuxhaven entfernt, im Nachbarort Duhnen, lebte eine Familie, die gerade ein neues Wichtelreich geschaffen hatte. Und so zog Elias dort ein.

 

Hier lebt Elias nun mit den beiden Brüdern Adrian und Benny und mit den Eltern Beate und Rolf. Adrian und Benny sind Zwillinge, und sie gleichen sich aufs Haar.

 

Von der langen Reise war Elias sehr müde. Er schaute noch einmal glücklich über das Meer, schaute den Wellen zu, den kleinen Schaumkronen und beobachtete die Schiffe, die vorbeizogen. Dann legte Elias sich in sein gemütliches Wichtelbettchen und schlief sofort ein.

 

Ein lautes Kreischen weckte ihn am nächsten Morgen. Möwen! Direkt über dem Haus! Aufgeregt zog er sich an und lief aus seiner Wichteltür. Vor lauter Vorfreude auf das Meer hätte er fast vergessen, sich mit Wichtel-Zauberstaub einzupudern. Das ist wichtig, damit er für die Menschen unsichtbar bleibt.

 

Elias lief zu dem kleinen Hügel, den die Menschen hier Deich nennen. Er sei zum Schutz der Menschen und der Tiere, hatte Adrian gesagt. Elias lief immer schneller, er wollte unbedingt das Meer sehen.

 

Als er oben auf dem Deich ankam, traute er seinen Augen nicht. Wo ist das Meer? Das Meer war verschwunden! Es war einfach weg. Vor ihm war nichts als nasser Sand. So weit er blicken konnte … nur nasser Sand.

 

Elias konnte es nicht glauben. Er war sich ganz sicher, am Vorabend das Meer gesehen zu haben. Selbst, als er im Bett lag, hatte er noch hören können, wie die Wellen auf den Strand schlugen. Er war sich ganz, ganz sicher. Und nun war es einfach weg.

 

Ein paar Pferdekutschen liefen in der Ferne über den Sand. Da war kein Meer. Kein Wasser. Nur matschiger Sand.

 

Elias begann zu weinen. Enttäuscht und traurig wie noch nie in seinem Leben ging er den Weg zurück zum Haus.

 

Er kletterte die Leiter hoch in sein Wichtelreich, hockte sich in eine Ecke und grübelte, was er tun solle. Es vergingen einige Stunden, als es plötzlich an seiner Tür klopfte. Ein kleiner Wichtel stand vor seiner Tür und streckte die Hand aus.

 

„Hallo. Ich bin Jan-Gustav. Ich wohne ein paar Meter weiter den Deich runter in dem alten Bauernhaus. Eben habe ich erfahren, dass du ganz neu hier eingezogen bist. Ich dachte, du hast vielleicht Lust, mit mir am Strand zu spielen?“

 

Immer noch besser, als traurig hier zu hocken, dachte Elias und sagte: „Okay, ich komme mit dir.“

 

Zusammen gingen die beiden den gleichen Weg, den Elias am Morgen bereits gegangen war. Als sie die Deichspitze erreicht hatten, konnte Elias wieder nicht glauben, was er da sah.

 

Wasser, Wellen, kleine Schaumkronen im Sand, überall kreischende Möwen. Das Meer! Der Strand! Direkt am Fuß des Deiches, genau wie am Abend zuvor.

 

Elias blieb stehen und schüttelte den Kopf.

 

„Was ist los?“, fragte Jan-Gustav.

 

„Ich könnte schwören, heute morgen war hier nichts als nasser Sand. Ich verstehe das nicht“, antwortete Elias.

 

Jan-Gustav schaute ihn verständnislos an. Plötzlich fing er an zu lachen.

 

„Nee, natürlich nicht. Da war ja auch Ebbe. Nun ist die Flut da. Und der nasse Sand, das ist das Watt.“

 

Und dann erklärte Jan-Gustav, was es mit den Gezeiten und dem Watt auf sich hat.

 

Elias war fasziniert. Dass es so etwas gibt, hätte er sich niemals träumen lassen.

 

Copyright © Kerstin Ursula Lang 2017